Praxistipp: Arbeitshöhe am Waschplatz optimieren

Abbildung 1: Guter variabler Brausekopf. Tipp: Lochblech wäre besser als Drahtgitter.

Im August 2023 war Renate Spraul im Rahmen des Projekts zu Besuch bei der Kleinen Farm in der Südsteiermark. Dabei haben wir unter anderem den Waschtisch unter die Lupe genommen. Der sieht aus arbeitswirtschaftlicher Sicht bereits richtig gut aus:

  • Kräftiger Wasserdruck!!!

  • Guter Brausekopf mit unterschiedlichen Strahl-Dosierungen (s. Abb. 1)

  • Wasserdurchlässige Auflage – Lochblech wäre besser als das hier verwendete Drahtgitter (s. Abb. 1)

  • Wasserabschirmung unterm Tisch, damit die Person trocken bleibt. Zusätzliche eine Schürze benutzen ist sinnvoll

  • Viel Platz vor dem Waschtisch, so dass man mit der Transportkarre nahe heranfahren kann und kurze Greifwege hat


Unser Ziel: Eine ergonomische Körperhaltung, um die Arbeit körperschonend, kräfteschonend und gesundheitserhaltend durchzuführen.

 

Definition Ergonomie

Der Begriff "Ergonomie" setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern:

ergon = Arbeit, Werk
nomos = Gesetz, Regel

Nach Definition der International Ergonomics Association wird unter Ergonomie die Lehre von der menschlichen Arbeit und die Erkenntnis ihrer Gesetzmäßigkeiten verstanden.

 

Abbildung 2: Eine ergonomisch gute Arbeitshaltung - Unteram leicht abfallend.


Woran erkenne ich die richtige Arbeitshöhe?

Abbildung 3: Arbeitstisch mit Waschwanne in guter Höhe.

Eine gute Arbeitshöhe am Steharbeitsplatz erkenne ich daran, dass die Oberarme senkrecht herabhängen und die Unterarme leicht abfallend nach vorne ausgerichtet sind.  (s. Abb. 2) Bitte beachten: Diese Haltung gilt auch, wenn ich mit oder in Kisten arbeite.

Tipp: Es entlastet die Wirbelsäule, wenn man sich mit dem Becken am Tisch anlehnen kann.

Tipp: Wenn man Arbeiten mit höherem Kraftaufwand durchführt, dann sollte die Arbeitshöhe tendenziell niederer sein. Zum Beispiel hier bei der Waschwanne auf dem Tisch. (s. Abb. 3)


Woran erkenne ich, dass ein Arbeitsplatz zu nieder ist?

  • Der Oberkörper wird stark nach vorne gebeugt

  • Die Person macht einen Buckel

  • Die Schultern und Oberarme hängen nach vorne unten

  • Die Person steht mit weit gespreizten Beinen da, um kleiner zu sein

Woran erkenne ich, dass der Arbeitsplatz zu hoch ist?

  • Die Schulter wird hochgezogen. (s. Abb. 4)

  • Der Ellbogen ist auf Kantenhöhe oder darunter, deshalb wir er bei Bewegungen übertrieben weit seitlich abgespreizt. (s. Abb. 5)

  • Die Person steht immer wieder auf den Zehenspitzen.

 

Abbildung 4: Die Kiste auf dem Arbeitstisch steht zu hoch.

Abbildung 5: Der rechte Ellbogen ist unterhalb der Tischkante.

 

Herausforderung

Menschen sind verschieden groß! Körpergrößenunterschiede von bis zu 50 cm innerhalb eines Betriebes sind gar nicht so selten. Dies bedeutet, dass ein „Norm-Arbeitsplatz“ mit Norm-Maßen nur zum durchschnittlich großen Menschen passt und davon gibt es gar nicht so viele.

Lösung

Wenn möglich, den Steh-Arbeitsplatz für die großen Personen einrichten und kleinere Kolleginnen und Kollegen bekommen dann ein leicht zu handhabendes Podest. (Auf Arbeitssicherheit achten!)


Vorgehen bei der Höhenanpassung in unserem Beispiel:

1.) Die Kiste für das gewaschene Gemüse auf dem Waschtisch steht zu hoch.

  • Wir stellen die Kiste gleich neben den Waschtisch auf einen Stapel leerer Kisten im rechten Winkel zum Tisch. (s. Abb. 6)

  • Kistenoberkante = Waschtischlevel

 

2.) Die Kiste sollte sich drehen lassen, damit man die gewaschenen Bunde gegenläufig reinlegen kann.

  • Wir stellen den Kistenstapel auf einen Rolli und passen die Höhe des Stapels noch einmal an. (s. Abb. 7)

Abbildung 6: Kistenoberkante = Waschtischlevel (Sehr gut).

Abbildung 7: Durch den Rolli kann der Stapel gedreht werden (Sehr gut).

 

3.) Der Tisch ist für die Mitarbeiterin zu hoch.

Testlauf: Wir improvisieren ein Podest mit einer Kiste.
ACHTUNG: Dies ist KEINE Dauerlösung und zu gefährlich. (s. Abb. 8)

Es wird ein stabiles Podest in der passenden Höhe angeschafft.

Abbildung 8: Test für Podesthöhe.

 

Wie sieht ein gutes Podest aus?

  • Groß genug, damit man einen Seitschritt machen und sich darauf drehen kann. (z.B. halbe Palette)

  • Rutschfeste Oberfläche

  • Stabile Haftung auf dem Untergrund – darf nicht wegrutschen

  • Möglichst leicht

  • Einfach zum Wegräumen (z.B. unter den Tisch schieben oder neben den Tisch stellen). Darf beim Putzen nicht im Weg sein.

 

Fazit

Ein entlastender Arbeitsplatz für die kleineren Personen im Betrieb, der mit wenigen Handgriffen eingerichtet werden kann. Für die großen Mitarbeitenden bleibt die gute Arbeitshöhe erhalten.

 

Wir haben einen angenehmen Arbeitsplatz und sparen unsere Körperkräfte für andere Dinge. Welche Lösungen gibt es bei Euch? Schreibt uns gerne in die Kommentare, wir sind schon gespannt darauf!

Bericht & Fotos: Renate Spraul

 
Weiter
Weiter

“Stressfrei früher fertig werden”: Arbeitswirtschaftliche Stellschrauben in der Marktgärtnerei