Die wichtigsten Werkzeuge in der Marktgärtnerei: Von Broadfork bis Einachser

Die Broadfork (zu Deutsch: "Breitgabel" oder "Doppelgrabegabel”) ist zum Symbol des Handwerks der Marktgärtnerei geworden. Das Angebot der innovativen Handgeräte für den kleinstrukturierten Gemüsebau hat aber noch einiges mehr zu bieten. (Foto: Johannes Pelleter)

 

Was braucht es, um mit der Marktgärtnerei zu starten?

Nicht viel. Zumindest was die Werkzeugausstattung betrifft. Während der Know-How-Bedarf für den Betrieb einer Marktgärtnerei durchaus beträchtlich sein kann, ist der Investitionsbedarf für Werkzeuge und Maschinen relativ gering. Je nach gewählter Bewirtschaftungsweise - “No Dig”, “Low Till” oder irgendetwas dazwischen - unterscheidet sich zum Teil auch die erforderliche Werkzeugausstattung und das nötige Budget. Dieser Artikel soll einen Überblick über die verschiedenen Zugänge zur Bodenbearbeitung und die wichtigsten Werkzeuge in der Marktgärtnerei geben.

 

No Dig oder Low Till

Der Aufbau und Erhalt eines gesunden Bodens hat in der Marktgärtnerei grundsätzlich oberste Priorität. Hinsichtlich der Art der Bodenbearbeitung lassen sich die meisten Marktgärtnereien grob in zwei Ansätze unterteilen: „Low Till“ und „No Dig“. Bei beiden Ansätzen wird mit 75 bzw. 80 cm breiten Dauerbeeten gearbeitet. Diese Beete werden einmal angelegt, um dann für mehrere Jahre an derselben Stelle bestehen zu bleiben. Betreten werden möglichst nur die dazwischenliegenden Wege.

Das unterscheidende Kriterium ist jedoch die Intensität der Bodenbearbeitung. Während bereits in der „Low Till“-Strömung möglichst bodenschonend gearbeitet wird, versucht man bei „No Dig“ noch einen Schritt weiter zu gehen und eine Bearbeitung des Bodens möglichst ganz zu vermeiden. Die Übergänge zwischen den beiden Bodenbearbeitungskonzepten verlaufen allerdings fließend und viele Betriebe arbeiten mit verschiedenen Kombinationen der beiden „Schulen“, eine klare Trennung ist daher nur in der Theorie möglich.

Low Till

Der Begriff „Low Till“ ist nicht eindeutig definiert, kann aber im Grunde für nahezu alle Marktgärtnereien angewandt werden, die ihre Bodenbearbeitung mithilfe eines Einachsschleppers (BCS oder ähnliche Hersteller) durchführen. Dabei kommen meist Kreiselegge und/oder Fräse zum Einsatz. Je nach Bodenbeschaffenheit, Kultur und Zielsetzung des Betriebs können diese Geräte unterschiedlich tief in den Boden eingreifen.

In der Regel wird hier zwischen 5 und 15 cm tief gearbeitet. Durch das geringe Gewicht des Einachsschleppers erfolgt die Bearbeitung des Bodens zwar ohne starke Verdichtungen, die Eingriffe in Bodenstruktur und Bodengefüge sind aber mitunter trotzdem stark. Vor allem aufgrund der schnelldrehenden Werkzeuge bei Fräse und Kreiselegge kann es im Laufe der Jahre zu einer zunehmenden Zerschlagung der Krümelstruktur kommen, die in weiterer Folge Erosion befördern kann. Mehrmalige Bearbeitungsdurchgänge auf derselben Fläche im Laufe eines Jahres können diese Problematik noch verstärken.

Vorteile der „Low Till“-Systeme sind der geringere Zeitbedarf für Beet- und Flächenvorbereitung, die Teilmechanisierung des Beikrautmanagements (mittels Fräse oder Kreiselegge) und eine geringere Gefahr der Versalzung des Bodens im Vergleich zu den großen Kompostmengen, wie sie im No Dig Anbau eingesetzt werden.

Nachteile sind die höheren Investitionskosten für die Anschaffung des Einachsers samt Geräten, die tendenziell intensiveren Eingriffe in den Boden und damit potenziell eine sukzessive Verschlechterung der Bodenstruktur und eine zum Teil erhebliche Störung des Bodenlebens.

 

Der BCS Einachsschlepper, hier mit Kreiselegge zur Bodenbearbeitung - mit einer Bearbeitungstiefe von 5-15 cm. (Foto: Johannes Pelleter) 

Die Alternative zur Kreiselegge: Eine Fräse, idealerweise mit optionaler Nachlaufwalze zur präzisen Tiefeneinstellung. (Foto: Johannes Pelleter)  

 

No Dig

Unter „No Dig“ versteht man eine spezielle Methode des Gemüseanbaus, bei der auf ein Umgraben und Bearbeiten des Bodens weitgehend verzichtet wird. In der klassischen Ausprägung dieses Anbaukonzepts kommen stattdessen große Mengen Kompost (ca. 10- 15cm) zum Einsatz, die oberflächlich auf den Mutterboden aufgebracht werden. Zu den erlaubten Kompostmengen gibt es gesetzliche Richtlinien (Richtlinien für die sachgerechte Düngung im Garten- und Feldgemüsebau, Nitrat-Aktionsprogramm Verordnung [NAPV2023], EU-Bioverordnung [EG 834/2007], Bio-Austria Produktionsrichtlinien usw.).

Die Bodenbearbeitung beschränkt sich auf die obersten 2-3 Zentimeter (z.B. flach arbeitende Akku-Fräsen wie der „Tilther“, Unkrauthacken, Sämaschinen usw.), Einachsschlepper kommen hier für die Bodenbearbeitung meist nicht zum Einsatz. Ziel ist es, den Boden möglichst wenig zu stören und seinen natürlichen Aufbau zu erhalten. Der Verzicht auf Bodenbewegung verhindert außerdem, dass die im Boden vorhandenen Unkrautsamen an die Oberfläche befördert und zum Keimen angeregt werden. In Kombination mit der vergleichsweise dicken Kompostauflage kann damit der Unkrautdruck durch Samenunkräuter (!) erheblich reduziert werden. Sind auf der Fläche allerdings große Mengen an Wurzelunkräutern (Quecke, Giersch, Löwenzahn, Ampfer etc.) vorhanden, muss im Vorfeld die Fläche für mindestens 12 Monate durchgehend mit Kunststoffplanen abgedeckt werden (Tarping). Erst nach etwa einem Jahr Lichtentzug sind auch hartnäckige Wurzelunkräuter gänzlich abgestorben - die Voraussetzung für einen erfolgreichen No Dig Anbau.

Mittlerweile gibt es die verschiedensten Abwandlungen des klassischen No Dig Konzepts. So kommen beispielsweise auch andere Mulchmaterialien (statt oder zusätzlich zu Kompost) zum Einsatz oder die Kompostmengen werden reduziert. Der weitgehende Verzicht auf intensive mechanische Bearbeitung des Bodens ist jedoch allen Varianten gemein, wobei auch hier bei Bedarf ein nicht-wendendes Lockern des Bodens mittels Broadfork von einigen Betrieben praktiziert wird.

Je nach Art des Mulchmaterials bzw. je nach Kompostzusammensetzung kann es zu einer hohen Nährstoffzufuhr und - vor allem bei schlechten Kompostqualitäten - zum Eintrag großer Mengen von Mikroplastik kommen. Es ist noch weitere Forschungsarbeit notwendig, um zu untersuchen, ob es durch die mitunter großen Kompostmengen zu einer Nährstoffverlagerung in den Unterboden und in weiterer Folge zu einer Nitratbelastung im Grundwasser kommen kann.

Vorteile sind der geringere Aufwand im Beikrautmanagement (vorausgesetzt, die Fläche ist frei von Wurzelunkräutern), die geringeren Investitionskosten für Maschinen und tendenziell mehr Bodenschonung.

Nachteile sind höhere Kosten für das Mulchmaterial und – im Fall von dicken Kompostschichten - möglicherweise das Risiko einer zunehmenden Versalzung der Böden.

 

Vor dem Anlegen der No Dig Beete mit Kompost muss die Fläche weitgehend frei von Wurzelunkräutern sein. Dazu wird der Boden im Vorfeld oft mit Silofolien abgedeckt. Foto: Johannes Pelleter

Die Bodenbewegung im No Dig Anbau beschränkt sich auf die obersten 2-3 cm. Dabei kommen meist Radhacke, Rechen oder - wie hier im Bild - die Mini-Akkufräse “Tilther” zum Einsatz. Foto: Johannes Pelleter

 

Der Werkzeugkasten für Marktgärtner*innen

Seit der Wiederentdeckung des biointensiven Gemüseanbaus durch Eliot Coleman in den 70er und 80er Jahren in den Vereinigten Staaten bis heute wurden unzählige Handwerkzeuge für die besonderen Anforderungen der Marktgärtnerei entwickelt. Sie alle haben das Ziel, die mitunter harte Arbeit in der Marktgärtnerei zu erleichtern und möglichst effizient zu gestalten. Aber nicht alles, was heute an Kleingeräten auf dem Markt zu finden ist, bewährt sich auch wirklich in der Praxis. Und nicht selten verstauben einige der gekauften Geräte bald im Geräteschuppen, weil sie für den vorgesehenen Einsatzzweck doch nicht geeignet sind oder schlichtweg von besseren Geräten ersetzt wurden.

Die Erfahrung vieler Marktgärtner*innen hat gezeigt: Weniger ist oft mehr. Eine überschaubare Anzahl der richtigen Werkzeuge genügt oft schon, um die meisten Arbeiten erledigen zu können. Hier deshalb eine Liste der wichtigsten und meist gebrauchten Kleingeräte für die Marktgärtnerei - unterteilt in drei Kategorien: Bodenbearbeitung, Direktsaat & Pflanzung sowie Beikrautregulierung.

Die Übersicht stellt exemplarisch Geräte verschiedener Hersteller vor und möchte keine Werbung oder Empfehlung für bestimmte Hersteller abgeben. Alle angeführten Werkzeuge können grundsätzlich bei beiden Bodenbearbeitungskonzepten (No Dig und Low Till) zum Einsatz kommen, wobei sich in erster Linie Bearbeitungsintensität und Bearbeitungstiefe unterschieden. Lediglich der Einachsschlepper - und damit die größte Maschinen-Investition - fällt beim No Dig Anbau oft weg. Wenn überhaupt wird er hier meist nur in Kombination mit dem Schlegelmulcher zum Begrünungsmanagement oder zum Mähen der umliegenden Grünflächen verwendet.

 

Bodenbearbeitung

Broadfork

Die Broadfork (zu Deutsch: Breitgabel oder Doppelgrabegabel) ist zum Sinnbild der Marktgärtnerei geworden. Sie ermöglicht ein schonendes Lockern und Durchlüften des Bodens, ohne ihn zu wenden. Mithilfe der zwei Handgriffe kann ergonomisch und zügig gearbeitet werden. Broadforks gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und mit verschiedenen Arbeitsbreiten. Für die klassische Beetbreite von 75-80 cm in der Marktgärtnerei sollte das Gerät eine Breite von 60-70 cm haben. Je nach vorhandener Bodenart sollten ausreichend starke Zinken gewählt werden.

Radhacke

Die Radhacke wird zwar in erster Linie zur Beikrautregulierung eingesetzt, kann aber - insbesondere mit einem breiten Pendelmesser - auch zur oberflächlichen Bodenlockerung und zur Beetvorbereitung genutzt werden. Sie ersetzt damit in manchen kleineren Marktgärtnereien sogar Tilther oder Einachser.

Tilther

Der Tilther ist eine Mini-Fräse mit einer Arbeitsbreite von ca. 40 cm, betrieben von einem gewöhnlichen Akkuschrauber. Eingesetzt wird der Tilther zum Einarbeiten von Kompost oder Dünger sowie zur Beetvorbereitung vor Direktsaaten oder Pflanzungen. Das Gerät würde von Eliot Coleman entwickelt und ist in seiner Funktion so etwas wie ein Elektro-Rechen. Wie ein Rechen bearbeitet auch der Tilther nur die obersten 2-3 cm des Bodens, ist dabei allerdings deutlich schneller und durch seine schnelle Drehbewegung auch in der Lage, Erdklumpen zu zerkleinern. Auf steinigem Boden funktioniert das Gerät allerdings nicht.

Einachsschlepper

Der Einachser (im Englischen “two-wheel-tractor” oder “walk-behind-tractor” genannt) ist in der Regel das größte und teuerste Gerät in der Marktgärtnerei. Über die Zapfwelle können - je nach Hersteller - verschiedene Anbaugeräte verwendet werden. Für die Bodenbearbeitung kommen dabei in erster Linie Kreiselegge oder Fräse zum Einsatz, die Bearbeitungstiefe liegt zwischen 5 und 15 cm. Der Einachser kommt auch mit schweren Böden, größeren Pflanzenresten und Steinen zurecht und ist mit seiner Leistung äußerst schlagkräftig und vergleichsweise kräfteschonend.

Motor-Einradhacke

Die motorbetriebene Einradhacke ist eine Sonderform des Einachsers, die zwar selten aber doch von einigen Marktgärtner*innen verwendet wird. Meist allerdings nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum “richtigen” Einachser. Sie wird in erster Linie für die effiziente Pflege der Wege zwischen den Beeten eingesetzt. Die schmale Fräse lockert den oft verdichteten Boden in den Wegen, beseitigt Beikräuter und befördert - mit dem optionalen Häufelpflug - einen Teil der Erde wieder auf die erhöhten Beete. Grundsätzlich könnte das Gerät aber auch zur Beetvorbereitung genutzt werden. Wie alle schnell drehenden Werkzeuge kann die Fräse im Laufe der Zeit aber zu einer sukzessiven Zerschlagung der Krümelstruktur führen und sollte daher mit Bedacht eingesetzt werden.

Traktrak

Der Traktrak ist der Elektro-Einachser des österreichischen Unternehmens Organic Tools. Nach vielen Jahren Entwicklungsarbeit wurde 2024 ein vielversprechender Prototyp vorgestellt, der mittels Zapfwelle die wichtigsten Anbaugeräte des “normalen” Einachsers betreiben kann. Darüberhinaus soll der Traktrak als Geräteträger auch zum Beikrautmanagement mittels Hackrahmen oder Jäteflieger sowie zum Ernten eingesetzt werden können. Die Bedienung erfolgt intuitiv und kräfteschonend mittels Joystick. Die Leistung reicht zwar nicht an jene der klassischen Einachser heran, die Einsatzmöglichkeiten sind aufgrund der besonderen Bauform allerdings vielseitiger.

 

Direktsaat & Pflanzung

Kleinsämaschine Sembdner K1

Die wahrscheinlich einfachste Sämaschine für den Gemüsebau auf kleiner Fläche ist die einreihige Kleinsämaschine von Sembdner. Sie wird an einem gewöhnlichen Gerätestiel montiert und mit Blick auf die Saatreihe hinter sich hergezogen. Durch Verschieben der Welle lässt sich Saatgut mit unterschiedlicher Korngröße verwenden. Gegebenenfalls ist ein anschließendes Verdichten mit einer Walze erforderlich, um einen ausreichenden Bodenschluss sicherzustellen. Das Modell eignet sich primär für “einfache” Direktsaaten wie Radieschen oder Asia Salat, kann aber grundsätzlich auch für Karotten und andere Kulturen verwendet werden. Dasselbe Modell ist auch in einer vierreihigen Ausführung (K4) erhältlich.

Six-row-seeder

Der Six-row-seeder ist speziell für die Direktsaat dicht stehender Kulturen in der Marktgärtnerei entwickelt worden. Das Gerät sät sechs Reihen auf einmal und kann dadurch mit nur zwei Überfahrten 12 Reihen auf einem 75-80cm breiten Beet säen. Klassischer Weise werden damit Babyleaf-Salate angebaut, die dann zu Schnittsalat-Mischungen geerntet werden. Theoretisch könnten damit aber auch Radieschen, Karotten, Spinat und andere Kulturen in Dichtsaat ausgebracht werden. Die Voraussetzung ist ein perfekt vorbereitetes, ebenes und feinkrümeliges Saatbett und eine optimale Geräteeinstellung.

JANG Seeder

Aufgrund seiner durchdachten Konstruktion, der präzisen Saatgutablage und seiner vielseitigen Einstellmöglichkeiten ist der JANG Seeder zum Klassiker unter den Sämaschinen für die Marktgärtnerei geworden. Mit dieser Maschine können nahezu alle Sämereien ausgebracht werden, die für den kleinstrukturierten Gemüsebau relevant sein können. Mit mehreren Überfahrten sind auch dichtere Bestände möglich, wenn auch nicht ganz so präzise wie mit dem Six-row-seeder. Der JANG Seeder wird in den allermeisten Marktgärtnereien in der einreihigen Version verwendet, ist aber auch in mehrreihigen Ausführungen erhältlich.

Earthway Seeder

Die günstige Alternative zum doch relativ teuren JANG Seeder ist der Earthway Seeder. Dieser ist im Grunde ähnlich konzipiert, allerdings deutlich leichter gebaut. Während der JANG Seeder doch deutlich präziser einzustellen ist, ist der Earthway Seeder im Vergleich leichter zu bedienen und besser für große Sämereien wie Bohnen oder Erbsen geeignet. Er kann aber auch für Karotten, Wurzelpetersilie oder Kräuter verwendet werden. (Foto: Johnny’s Selected Seeds)

Paperpot Transplanter

Eine spektakuläre Innovation der letzten Jahre war der Paperpot Transplanter. Damit können Pflanzungen mancher Gemüsekulturen um ein Vielfaches beschleunigt werden. Dazu werden die Jungpflanzen in eigens entwickelten Wabenketten (“Paperpots”) vorgezogen, die dann von der Pflanzmaschine (“Transplanter”) in den Boden “eingelegt” werden. Eine geniale Erfindung. Der Haken: Die Wabenketten bestehen zwar großteils aus abbaubaren Rohstoffen, enthalten allerdings zusätzlich Kunststofffasern, die unweigerlich zu einer Kontamination des Bodens mit Mikroplastik führen. Die Ketten verrotten nur langsam und nicht vollständig, sodass sie entweder händisch entfernt werden müssen oder Rückstände hinterlassen. Außerdem bestehen Bedenken im Hinblick auf Klebstoffrückstände.

Lauchpflanzer

Um Lauch mit langen weißen Schäften ernten zu können, müssen die Pflanzen ausreichend tief in der Erde stehen. Dazu werden die Lauchpflanzen entweder im Laufe der Kulturführung mehrmals angehäufelt oder gleich von Anfang an möglichst tief gesetzt. Ein Hilfsmittel dafür ist der Lauchpflanzer. Das Gerät gleicht einer Broadfork, besitzt in der Regel aber nur drei dicke Zinken, mit denen die Löcher für ein schnelles und tiefes Setzen der Lauchpflanzen vorgestochen werden.

Markierrechen

Je gleichmäßiger die Kulturreihen angelegt sind, desto leichter fällt in Folge die Beikrautregulierung. Gleichbleibende Reihenabstände sind die Voraussetzung für ein zügiges Hacken und damit unterm Strich ein wesentlicher Faktor für mehr Effizienz. Ein einfaches Werkzeug zur Reihenmarkierung ist der Markierrechen. Hier können auf einer Schiene mehrere Markierkeile in den gewünschten Abständen montiert werden. Mit einem Durchgang werden entsprechend viele Reihen gezogen, in die schließlich gepflanzt oder gesät wird. Für eine Markierung der Abstände in der Reihe müssen in einem zweiten Durchgang quer zu den Längsreihen weitere Markierungen gezogen werden.

Markierwalze

Mithilfe der Markierwalze können sowohl die Längsreihen als auch die Abstände in der Reihe in nur einem Durchgang markiert werden. Aufgrund der Walzenform werden die Reihen außerdem naturgemäß gerader und gleichmäßiger als das mit dem Markierrechen möglich ist. Walzen sind in der Regel allerdings nicht verstellbar. Um die allermeisten Pflanzabstände in der Marktgärtnerei abzudecken, braucht es deshalb zwei oder höchstens drei verschiedene Walzen.

 

Beikrautregulierung

Pendelhacke

Die wohl meist verwendete Hacke zum Beikrautmanagement. Das Messer “pendelt” beim Vor- und Zurückbewegen, schneidet Beikräuter knapp unter der Bodenoberfläche ab und legt sie oberflächlich ab. Funktioniert sowohl bei Beikräutern im Keimblattstadium als auch bei größeren Pflanzen und sowohl auf leichten als auch auf schweren Böden. Die Pendelhacke ist daher sehr universell einsetzbar, bewegt allerdings etwas mehr Erde als bspw. die Drahthacke. Pendelhacken sind in verschiedenen Formen und Größen erhältlich.

Drahthacke

Im Gegensatz zur Pendelhacke ist die Drahthacke primär für Beikräuter im Keimblattstadium geeignet. Der richtige Zeitpunkt für den Einsatz der Drahthacke ist deshalb dann, wenn von einiger Entfernung noch gar keine Beikräuter zu erkennen sind. Der Zeitaufwand beschränkt sich dann auf ein Minimum. Die Drahthacke erfordert leichten und gut bearbeiteten Boden, bewegt dann allerdings kaum Erde und fördert dadurch weniger Beikrautsamen zu Tage als bspw. die Pendelhacke. Auch Drahthacken sind in verschiedenen Formen und Größen erhältlich.

Collinearhacke

Aufgrund ihrer flachen Form ist die Collinearhacke optimal dafür geeignet, auch Beikräuter nahe oder sogar unter der Kulturpflanze zu erreichen. Besonders bei größeren oder ausladenderen Gemüsekulturen ist die Collinearhacke oft im Vorteil gegenüber Draht- und Pendelhacke. Der Erfinder dieser Hacke Eliot Coleman vergleicht ihre Handhabung mit einem Tanz um das Gemüse. Der Boden sollte dafür eher leicht und gut vorbereitet sein.

Sternradhacke / Sternfräse

Dieses Gartengerät aus dem Hobbybereich wird von einigen Marktgärtner*innen zum ergonomischen Beikrautmanagement zwischen den Kulturreihen verwendet. Es besteht aus einem Sternrad und einem Pendelmesser und ist damit fast so etwas wie eine günstigere Mini-Radhacke. Wie eine richtige Radhacke wird auch dieses Gerät nicht gezogen, sondern vor sich her geschoben.

Rollhacke

Die Rollhacke funktioniert nach demselben Prinzip wie die Sternradhacke, ist dabei allerdings etwas massiver und sitzt dadurch satter am Boden auf. Durch das größere, schwerere Rad und den breiten Zweihandgriff gleicht dieses Gerät noch eher der klassischen Radhacke und wird auch wie diese vor sich her geschoben.

Einradhacke

In den meisten Marktgärtnereien gehört die Radhacke zur Grundausstattung. Sie ist als Einrad- und als Zweirad-Version erhältlich und kann - je nach Hersteller - mit verschiedenen Werkzeugen genutzt werden. Die Einradhacke eignet sich für das Beikrautmanagement zwischen den Kulturreihen sowie auf den dazwischenliegenden Wegen. Manche nutzen sie auch zur oberflächlichen Bodenlockerung bei der Beetvorbereitung - als einfache Alternative zu Einachser oder Tilther.

Zweiradhacke

Mit der Zweiradhacke ist es möglich, über eine Kulturreihe zu fahren und dabei nicht nur den Bereich zwischen den Reihen, sondern auch in der Kulturreihe von Beikräutern zu befreien. Die Kultur befindet sich dabei zwischen den beiden Rädern. Die Zweiradhacke kann mit mehreren verschiedenen Werkzeugen bestückt werden und ist damit sehr universell einsetzbar.

Motor-Einradhacke

Wie schon zuvor im Abschnitt “Bodenbearbeitung” gezeigt, soll der Vollständigkeit halber auch hier die motorbetriebene Einradhacke angeführt werden. Mit ihrer schmalen Fräse in Kombination mit dem optionalen Häufelpflug-Zusatz ist sie eine schlagkräftige Alternative für die Beikrautregulierung in den Wegen. Bei ausreichend weit stehenden Kulturen könnte sie auch als Motorhacke zwischen den Kulturreihen verwendet werden. Wie alle schnell drehenden Werkzeuge kann die Fräse im Laufe der Zeit aber zu einer sukzessiven Zerschlagung der Krümelstruktur führen und sollte daher mit Bedacht eingesetzt werden.

Handstriegel

Der Striegel stammt ursprünglich aus dem biologischen Ackerbau und wird mit einer schnellen Überfahrt dazu verwendet, frisch aufkeimende Beikräuter auszureißen und/oder zu verschütten. Wenn die Kulturpflanzen dabei bereits ausreichend angewachsen sind, überstehen sie diese Überfahrt größtenteils unbeschadet und der Beikrautdruck kann deutlich reduziert werden. In der Marktgärtnerei wird dieses Prinzip auf den Handstriegel übertragen. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Der Boden muss ausreichend abgetrocknet sein, die Kulturpflanze bereits gut angewachsen und das Beikraut noch im Keimblattstadium.

Abflammgeräte

In immer mehr Marktgärtnereien kommen mittlerweile auch Abflammgeräte zum Einsatz. Von der einfachen Baumarktversion bis zum fahrbaren Flämmgerät sind heute bereits zahlreiche Modelle am Markt. In erster Linie werden diese Geräte zum Vorauflauf-Flämmen bei Direktsaaten eingesetzt. Dabei wird die Fläche einige Tage nach der Aussaat der Kultur beim Aufkeimen der ersten Samenunkräuter abgeflämmt. Der große Vorteil: Es kann bereits vor dem Keimen der Direktsaat ohne weitere Bodenbewegung das erste auflaufende Beikraut entfernt werden. Insbesondere bei Karotten ist das ein entscheidender Erfolgsfaktor.
(Foto: Johnny’s Selected Seeds)

 

Die Grundausstattung

Die Liste ist dann doch gar nicht so kurz. Und das Angebot am Markt noch viel größer. Je nach Zielsetzung und Betriebsausrichtung braucht es für den Start aber tatsächlich nur eine überschaubare Anzahl an Werkzeugen, um die wichtigsten Arbeiten in der Marktgärtnerei durchführen zu können. Hier lohnt es sich, im Vorfeld einige Zeit zu investieren, um Arbeitsweise und Werkzeuge verschiedener Betriebe kennenzulernen - um dann eine fundierte Entscheidung für das eigene Bewirtschaftungskonzept treffen zu können. Auch der Austausch mit erfahrenen Praktiker*innen, Werkzeug-Tutorials im Internet und die Teilnahme an Kleingeräte-Vorführungen, wie sie von Zeit zu Zeit von Bionet, FiBL, LK, BIO AUSTRIA oder anderen Organisationen angeboten werden, lohnen sich jedenfalls.

Bei der Anschaffung der Werkzeug-Grundausstattung dürfen sich Neugründer*innen bewusst auf das Wesentliche konzentrieren und daraufhin im praktischen Tun genau beobachten, wo sich weitere Investitionen - im Hinblick auf Arbeitsergonomie, Arbeitswirtschaftlichkeit oder Qualitätssteigerung - lohnen würden. Mit Folientunnel, Bewässerung, Kulturzubehör, Erntewerkzeug, Wasch- und Pack-Infrastruktur, Arbeitskleidung, Transportgeräten usw. gibt es ja schließlich noch einige weitere Anschaffungen, die für den erfolgreichen Betrieb einer Marktgärtnerei nötig sind. Das Erfolgsrezept für eine gelungene Zusammenstellung der Grundausstattung: Praxiserfahrung, Austausch und ein sauber aufgestelltes Budget.

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei

 
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